Im Champagner-Prozess in Weiden schildern Zeug*innen dramatische Szenen. Innerhalb von Minuten wurden Gäste und Personal ohnmächtig, nachdem sie aus einer mit MDMA gefüllten Flasche getrunken hatten.
Von Maximilian Hohlheimer und Leon Karwath
Am dritten Verhandlungstag im Champagner-Prozess schildern mehrere Betroffene mit Tränen in den Augen, wie sie den Partyabend mit den fatalen Folgen vor fast vier Jahren erlebt haben.
Eine 46-Jährige sagt zum Beispiel aus, dass es ihr bereits nach dem ersten Schluck schlecht gegangen sei. „Ich bin auf die Toilette hoch, habe dort ganz viele Lichter gesehen und Stimmen gehört. Danach bekam ich ein Taubheitsgefühl in den Füßen. Kurz darauf ist mir schwarz vor Augen geworden – und ich bin in Ohnmacht gefallen.“
Erst auf der Intensivstation sei sie wieder zu sich gekommen. Bis heute leide sie unter anderem an Muskelzuckungen, Sehstörungen, Multiple Sklerose und an einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Im Gerichtssaal werden auch mehrere kurze Videos gezeigt, die ein Zeuge an dem Abend aufgenommen hatte. Darauf ist zu sehen, wie der Barkeeper die Champagnerflasche entkorkt. Die Stimmung wirkt locker, eine Frau jubelt. Vor dem Barkeeper stehen pink- und goldfarbene Champagner-Gläser, in die er anschließend einschenkt.
Während die Betroffenen mit teils brüchiger Stimme von ihrer Todesangst erzählen, sitzt der 46-jährige Angeklagte zurückgelehnt in seinem Stuhl, stützt seinen Kopf mit der linken Hand ab und spielt in der rechten Hand mit einem Kugelschreiber. Der nächste Verhandlungstermin ist am 9. Januar.
Von Leon Karwath
Am zweiten Verhandlungstag im Champagner-Prozess berichteten mehrere Zeug*innen über die dramatischen Szenen vom Abend des 13. Februar 2022 in einem Weidener Restaurant. Eine 40-jährige Frau beschreibt, wie ihre Freunde nach wenigen Schlucken aus der vermeintlichen Champagnerflasche plötzlich zusammenbrachen, panisch wurden und unkontrolliert um sich schlugen.
Ein Gast am Nachbartisch berichtet von Menschen mit Schaum vor dem Mund, die „wie in einem Horrorfilm“ kollabierten. Auch ein Kellner und ein Bar-Mitarbeiter schildern den Ausnahmezustand: Innerhalb von Minuten seien Gäste und Personal reihenweise ohnmächtig geworden. Erst beim Umfüllen in ein transparentes Glas sei die ungewöhnliche, pastellfarbene Flüssigkeit aufgefallen.
Die Verteidigung betont weiterhin, der Angeklagte habe nichts mit der Flasche zu tun gehabt; sie sei gestohlen worden und durch mehrere Hände gegangen. Der Prozess wird am 22. Dezember fortgesetzt.
Von Stefanie Kraus, Leon Karwath und Maximilian Hohlheimer
Vor dem Landgericht Weiden hat am Donnerstag der Prozess gegen einen 46-jährigen Niederländer begonnen. Er soll gemeinsam mit anderen in großem Stil mit Drogen gehandelt haben. Außerdem wird ihm fahrlässige Tötung sowie fahrlässige Körperverletzung in sieben Fällen vorgeworfen.
Der Fall hängt mit einer tragischen Nacht im Februar 2022 zusammen: In einem Lokal in der Weidener Innenstadt wurde einer Gruppe eine vermeintliche Flasche Champagner serviert. Tatsächlich enthielt sie hoch konzentriertes MDMA. Sieben Menschen wurden schwer verletzt, ein Mann aus Pfreimd starb.
Das Interesse am Prozess war groß, berichtet Oberpfalz-Medien – der Zuschauerraum war komplett gefüllt, Medienvertreter drängten sich im Gericht. Der erste Verhandlungstag dauerte rund vier Stunden. Im Mittelpunkt standen das Eröffnungsstatement der Verteidigung und die ausführliche Aussage des Angeklagten, der sich überraschend offen zeigte.
Der vorsitzende Richter Peter Werner zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf: „Wir sind heute weiter gekommen, als wir gedacht haben.“ Der für kommenden Donnerstag angesetzte Termin entfällt daher. Weiter geht es am Freitag, 12. Dezember.