Der erste Christopher-Street-Day (CSD) in Weiden findet am 23. August statt. Darauf freuen sich auch Sophie und Joe, die für Weiden24 ihre Coming-Out-Geschichten erzählen.
Voller Vorfreude warten Sophie (Name von der Redaktion geändert) und Joe auf den CSD am 23. August in Weiden. Der 19-jährige Transmann merkte schon als Jugendlicher, dass er sich in seinem weiblichen Körper nicht wohl fühlte.
Sophie erzählt wie sie sich vor Freund*innen und Familie als aromantisch und asexuell outete. Das bedeutet, sie empfindet keine romantische oder sexuelle Anziehung zu anderen Personen.
Dass Joe nicht die selben Interessen wie andere Mädels in seinem Alter teilt, merkt er ziemlich früh. „In das typische Frauenbild passe ich einfach nicht rein”, dachte er sich schon mit 11 Jahren.
Durch sein altes Hobby Cosplay konnte er zwar mit seinen Charakteren in fremde Körper schlüpfen und so besser mit seiner unterdrückten Transidentität zurechtkommen. Seine Freund*innen ermutigten ihn dennoch, sich zu outen und mit seiner Transition zu beginnen.
Auch Sophie merkte relativ schnell, dass sie sich anders fühlt. Während ihre Klassenkamerad*innen miteinander anbandelten, hatte sie an ihren Mitschüler*innen gar kein romantisches Interesse. Auch jegliche Verkupplungsversuche ihrer Freundinnen scheiterten. Auf „Der wäre doch was für dich” antwortete Sophie immer nur: „Ne, eigentlich überhaupt nicht.”
Vor ein paar Jahren begann sie dann zu recherchieren und fand die Youtuberin „Jaiden“, die sich als aromantisch geoutet hat. Daraufhin wurde Sophie klar, dass sie sich genauso fühlt.
Vor zwei Jahren dachte die damals 17-Jährige: „Ich sag’s jetzt einfach mal“ und outete sich bei ihrer Familie als asexuell und aromantisch. Die meisten wussten zu Beginn nicht genau, was das bedeutet, freuten sich aber, dass Sophie sich öffnete.
Aus ihrem engen Umfeld gab es keine negative Reaktionen. Von Leuten in der Schule bekam sie „wenn dann nur einen dummen Spruch ab”, sagt Sophie. Das passierte jedoch eher selten und war für sie nicht weiter tragisch.
Auch wenn sich seit ihrem Outing nicht sehr viel verändert hat, weiß sie nun, wer sie selbst ist. Und vor allem auch, bei wem die 19-Jährige sie selbst sein kann. Anderen queeren Personen legt sie ans Herz, dass „immer Leute da sein werden, die dich unterstützen“.
Joe vertraute sich bereits mit 14 Jahren seiner Mutter an. Sie habe das Outing nicht negativ aufgenommen, erzählt er. Allerdings habe sie die Unterstützung, die er benötigt habe, um weitere Schritte in Richtung einer Transition zu gehen, nicht entgegengebracht.
Seitdem Joe 18 Jahre alt ist, wohnt er alleine. Kurz nach seinem Auszug aus dem Elternhaus nahm er sich die Zeit, um sich intensiv mit seiner Identität zu beschäftigen. „So wie ich meinen Weg weitergehen will, schränkt es mich einfach ein, eine Frau zu sein“, bemerkte er schnell.
„Für meine Freunde ist das alles einfach normal“, freut sich der 19-Jährige. Im Job stellte seine Transidentität jedoch ein Problem dar. Nachdem er sich ein paar Kolleg*innen anvertraute, hätten diese sich zwar für ihn gefreut, ihm jedoch anschließend davon abgeraten, sich beim Chef zu outen. Dieser sei politisch rechts eingestellt, sagten sie.
Daraufhin kündigt Joe. Auch mit seiner Mutter hat er das Gespräch noch nicht erneut gesucht. „Da will ich erst noch ein bisschen abwarten.“ Viele der kostenaufwendigen Schritte in Richtung Geschlechtsangleichung ist er zwar noch nicht gegangen, aber sein eigenes Selbstgefühl hat sich bereits sehr positiv verändert.
Sophie und Joe nehmen am Samstag am CSD teil. Joe wünscht sich: „Dass die Leute auch einfach mal gesehen werden.“ Clara hofft, jemanden kennenzulernen, der ihre Sexualität teilt. Auch wenn sie im Internet ein paar Leute sieht, die sich ebenfalls als aromantisch und asexuell geoutet haben, würde sie sich darüber freuen, auch persönlich mit jemandem in Kontakt treten zu können, der sie versteht.