Unbekannte haben das ehemalige Trafogebäude des KZ-Steinbruchs in Flossenbürg mit Schmierereien versehen. Die Polizei ermittelt bislang erfolglos. Es ist der zweite Vorfall dieser Art innerhalb weniger Wochen.
Die Außentüren des ehemaligen Trafogebäudes auf dem Gelände des einstigen KZ-Steinbruchs in Flossenbürg haben Unbekannte am Dienstagnachmittag oder -abend, 13. Mai, durch Schmierereien beschädigt. Die Art dieser „Verzierungen” lässt vermuten, dass die Verursacher aus dem Umfeld der Antifa stammen, teilt die Pressestelle der KZ-Gedenkstelle Flossenbürg mit. Es ist bereits das zweite Vorkommnis dieser Art innerhalb weniger Wochen. Bereits Ende März hatten Unbekannte das Innere des Gebäudes großflächig mit Antifa-Parolen beschmiert. Die Ermittlungen der Polizei ergaben diesbezüglich bislang noch keine Ergebnisse.
Bei den Vorkommnissen handelt es sich laut Pressestelle um die umfangreichsten Verunstaltungen der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg seit den 1970er und 1980er Jahren. Damals waren die Gedenkanlage „Tal des Todes“ sowie die Kapelle „Jesus im Kerker“ durch neonazistische und antisemitische Parolen geschändet worden. Auf dem Gelände des früheren KZ-Steinbruchs mussten tausende Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, zunächst beim Abbau von Granit und ab 1943 mehrheitlich bei der Produktion von Kampfflugzeugen. Zwischen 1938 und 1945 starben etwa 30.000 Menschen im Lagerkomplex Flossenbürg.
Das betroffene Gebäude, das sich aktuell noch im Besitz der „Immobilien Freistaat Bayern“ (IMBY) befindet, wurde in den Jahren 2019/2020 notgesichert und ist heute durch die KZ-Gedenkstätte in seiner historischen Bedeutung durch Informationstafeln kenntlich gemacht. Die Sachbeschädigung stelle einen enormen Eingriff in die historische Bausubstanz dar und erschwere perspektivisch die Sicherung der Relikte und Gewinnung von Forschungserkenntnissen, teilt die KZ-Gedenkstätte mit.
Die aktuellen Ereignisse fügen sich in eine Reihe von Übergriffen auf die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg im vergangenen Jahr ein. Im Sommer 2024 wurden historische Granitplatten auf dem Steinbruchgelände entwendet und wenig später stahlen Unbekannte historische Relikte sowie eine Gedenktafel für einen ehemaligen tschechischen Häftling aus dem einstigen Krematorium. In keinem der Fälle konnten die Täter bislang ermittelt werden. Darüber hinaus finden sich immer häufiger Einträge in den Gästebüchern, die sich an der Grenze zur Strafbarkeit bewegen, mitunter aber auch offen antisemitisch oder neonazistisch sind, sowie Hakenkreuze, die in Wände von Gebäuden geritzt werden.
Professor Jörg Skriebeleit, der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, äußerte sich laut Pressemeldung zu den Vorfällen: „Wir müssen diese Beschädigung mit ruhigem Kopf einordnen. Wir müssen aber auch feststellen, dass der Respekt vor den baulichen Beweisen der nationalsozialistischen Verbrechen wahrnehmbar sinkt. Es braucht aus meiner Sicht einen breiten gesellschaftlichen Konsens über den Wert dieser Stätten und der dort begangenen Menschheitsverbrechen, der nicht nur uns, sondern die Gesellschaft selbst schützt. Gerade vor dem Hintergrund des 80. Jahrestags der Befreiung, der erst vor wenigen Wochen begangen wurde, sind die Vorkommnisse nicht nur eine Frage der Pietät beziehungsweise Pietätlosigkeit, sondern treffen uns alle in unserem demokratischen (Selbst-)Bewusstsein.“
„Gerade vor dem Hintergrund des 80. Jahrestags der Befreiung, der erst vor wenigen Wochen begangen wurde, sind die Vorkommnisse nicht nur eine Frage der Pietät beziehungsweise Pietätlosigkeit, sondern treffen uns alle in unserem demokratischen (Selbst-)Bewusstsein.”